Das war China 2016

Die Tour:

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Die lange Version

 

Kurzbeschreibung: Die Tour führt von Dali über Shaxi in die Tigersprungschlucht. Diese protzt nur so mit Felsen, Schluchten und Wasser. Wer sich die Zeit nimmt um hier eine schweißtreibende Wanderung zu machen, der wird mit unglaublichen Eindrücken belohnt. Danach brennen zwar die Oberschenkel, aber für uns hat sich dieser Weg gelohnt. Danach geht es dann über unzählige Kurven und Bergstrassen nach Shangri-La um auf ca. 3.200m zu übernachten und an der größten Gebetsmühle der Welt zu drehen.. Einige von uns leiden in der kühlen Nacht schon etwas unter Atemnot, bevor es dann über den „Pass des weißen Pferdes“ auf den höchsten Punkt der Tour auf knapp 4.300m geht – jetzt sind wir alle etwas kurzatmig, insbesondere unsere Moppeds. Leider ist die Aussicht wegen des dichten Nebels doch stark eingeschränkt und somit bleiben uns gute Bilder an diesem Tag verwehrt. Allerdings bekommen viele Chinesen, Tibeter und sonstige Reisewütigen auf dem Pass tolle Selfies mit den Langnasen aus Europa. Heute sind wir die Attraktion – und nicht der Berggipfel.
Wir kämpfen uns den Weg wieder vom Berg runter auf die 3000m Marke. Und mit zwei weiteren Übernachtungen in Orten die kein Mensch hier kennt, landen wir bei Lijang einer lokalen Touristenhochburg – quasi dem Ballermann von Yunnan.
Es geht weiter nach Wumu – von den Strassen und der Unterbringung mein Favorit auf dieser Tour. Mit zwei (optionalen) offroad Strassen – einer davon führt nach Shitouchen, einer Felsenstadt – macht dieser Abschnitt eine Höllenlaune bevor wir dann am nächsten Tag über super ausgebaute und breite Strassen zum Lugu See fahren. Der See lässt uns fast glauben, dass wir uns in Italien befinden – eingebettet in Berge mit viel Sonnenschein kommt mediterranes Feeling auf.
Die Fahrt nach Chenghai, einer kleinen Stadt im nirgendwo mit einem netten See ist zwar nicht spektakulär, aber der Weg dahin macht einfach Spaß. Abends wandern wir an den See um den Tag bei einem entsprechenden Getränk ausklingen zu lassen – das Ende der Tour steht ja schließlich bevor. Auch heute werden wir wieder zur Touristenattraktion, als aus dem nichts ein Sack Dorfbewohner auftaucht und mit vielen Mobiltelefonen hunderte von Bildern von uns machen. Auch werden die strammen europäische Bäuche gestreichelt – Laughing Budda zum anfassen!
Hendrik hat für den letzten Tag die Tour umgestellt und wieder einmal eine fantastische Bergstrasse gefunden, die uns mit wenig Verkehr in Richtung Dali bringt. Aber das Highlight des Tages ist unser Schwede Jonathan, bei dem gefühlte 60km vor Dali aus voller Fahrt das Hinterrad blockiert. Von hinten sehr spektakulär anzusehen, wie er das Mopped abfängt ohne zu stürzen.
Wir werden auf jeden Fall noch etwas Zeit benötigen, damit sich die ganzen Eindrücke setzten und wir diese auch verarbeiten können. Damit wende ich mich jetzt den Themen abseits der Strasse zu:
Fortbewegungsmittel: Die Motorräder sind für das Gebiet eine echt gute Wahl. 400cc und 27PS ist zwar nicht die Welt – und auf dem Weg ganz hoch hinaus hab ich manchmal gedacht, dass die Asthmabehafteten Maschinen nicht genug Luft bekommen um uns nach oben zu tragen. Aber obwohl es immerzu kracht und scheppert, obwohl das Drehzahlband in der Höhe deutlich eingeengt wurde, obwohl ich die Shineray zwischen Vollgas und Bremsen sehr digital betreibe, macht dieses Motorrad Spaß. Teilweise sind die Strecken so klein und kurvig, dass 40km/h schon unter verrückte Raserei fällt. Ganz selten können wir an der magischen 100 auf dem Tacho kratzen. Die offensichtlichen Qualitätsmängel sind glücklicherweise das Problem von Hendrik. Daher ist die Shineray für dieses Gebiet und tie Tour eine echt gute Wahl.

Die Organisation: Das Team von Tibetmoto hat in einen echt guten Job gemacht. Hendrik lässt uns frei fahren, Sonam sorgt als Muttersprachler dafür, dass wir immer gutes Essen haben und Dominik unser Praktikant kümmert sich um alles was so anfällt. Außerdem besorgt er das mehr oder minder kalte Bier um den Staub von der Strasse abzuschütteln und sorgt mit seinem offenen Wesen für frischen Wind in der Gruppe. Da Kaffee in China schwer zu bekommen ist, sorgen die Jungs auch dafür das wir zumindest zum Frühstück etwas vergleichbares zu trinken bekommen.
Auch die Tourplanung mit durchschnittlich 200km am Tag ist gut. Zuerst dachte ich: „Man ist das wenig“, aber mit dem Streckenprofil ist das auf jeden Fall mehr als genug pro Tag. Lediglich die vielen gewanderten Kilometer haben mich ein wenig überrascht und ich hätte mir hier einen deutlicheren Hinweis in den vorbereitenden Unterlagen gewünscht. China 2016 war in jedem Fall eine „Bike & Hike Tour“

Die Hotelauswahl: Zumindest konnten wir in allen gewählten Hotels mit der Zeitung auf`s Klo gehen. Ob man sich da lange aufhalten mochte ist eine andere Sache – insbesondere die Tatsache, dass es Duschtoiletten gibt ist für mich schon merkwürdig. Extrem schwierig finden wir die Rinnen, bei denen sich gleich mehrere Menschen zusammen das große Geschäft verrichten können. Außerdem bevorzugen die Chinesen eine harte Liegestätte. Nach den ersten drei Tagen habe ich mich gefühlt wie die Prinzessin auf der Erbse. Aber danach wurden die Betten auch weicher – oder aber wir haben uns schnell an die chinesische Härte gewöhnt. Generell lässt sich sagen, dass Hendrik für diese Gegend schon eine gute Wahl getroffen hat – aber ein 4 Sterne Hotel mit deutschem Standard sollte man definitiv nicht erwarten.

Kulinarisches: Das Bier in China ist toll – tausend verschiedene Flaschengrößen sehr häufig mit homöopathischen Dosen von Alkohol, damit man nie schnell genug betrunken werden kann um komische Sachen zu machen.
Wer chinesisches Essen mag, wird die Küche von Yunnan lieben. Das Geheimnis besteht in viel Öl, Knoblauch, Ingwer und einem Wok der oftmals von einem Gasbrenner angetrieben wird, der nach einem startenden Heißluftballon klingt. Sonam bestellt auch immer eine gute Mischung aus Fleisch und Gemüse. Auch hätte ich nie gedacht, dass man „stinkenden Tofu“ zum Frühstück als leckeren Brotaufstrich verwenden kann. Lediglich den Foodcourt in Lijang hätte ich mir ersparen können.

Fazit: China weiß zu beeindrucken! Sei es durch die skurrilen Fahrschulen, den massiven Ausbau der Strassen – ohne jeglichen Verkehr, diese extrem hohen Berge mit den unglaublichen, teils atemberaubenden Aussichten. Das olfaktorische Erlebnis auf den „sanitären Einrichtungen“ und in den Ortschaften durch den ganzen Dreck ist nicht zu unterschätzen. Oftmals ist es besser der Natur in der freien Natur Ihren Lauf zu lassen. Aber auch durch kleine Dinge wie die „große chinesische Firewall“. Wifi an jeder Ecke – freies Internet ist aber fast nicht verfügbar. Wer so etwas möchte muß zu Proxy Servern oder VPN greifen. Wer auf das vorbereitet ist, für den wird diese Tour einiges zu bieten haben. Der finanzielle Aufwand vor Ort hält sich in sehr überschaubaren Grenzen und das Team vom Motorrad Action Team, bzw. Tibetmoto macht diese Tour zu einem echten Erlebnis. Im allgemeinen ist das Preis / Leistungsverhältnis dieser Tour richtig Gut.
Vor allen Dingen war ich aber für einen Guide dankbar, der die Schrift lesen und die Sprache sprechen kann – ohne das ist man in diesem Land verloren. Wir sind auf jeden Fall glücklich und mit vielen neuen Eindrücken nach Hause geflogen!

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